Die Frage, warum Unternehmen wachsen sollten, habe ich bereits beleuchtet (Ist Wachstum ökologisch bedenklich und moralisch verwerflich?). Unter dem Strich gilt: Ob Wert schaffendes Wachstum gelingt, hängt von Blickwinkel, Haltung und Strategien ab. Im heutigen Beitrag geht es um die Frage, welche Strategien für Unternehmen den höchsten Mehrwert generieren – ein weiteres starkes Argument für Wachstum. Denn wissenschaftliche Studien belegen, dass organisches Wachstum die höchsten Werte schafft und damit anderen Strategien deutlich überlegen ist. Freilich gerät dies im medialen Hype um spektakuläre Firmen-Übernahmen (M&A) oder Kosten-Abbau-Programme (Restrukturierung) leicht in Vergessenheit.

Organisches Wachstum schafft den höchsten Mehrwert

Eine große Langzeitstudie von Wayne Cascio und seinem Forscherteam von der Universität Colorado (USA)  über den Zeitraum von 1982 bis 2000 weist nach, dass organisches Wachstum – im Vergleich zu Strukturanpassungen wie dem Abbau von Anlagen und Personal – die größte positive Wirkung auf die Gesamtkapitalrendite hat. Sogar „Stabilität“ bzw. „Null-Wachstum“ erweist sich gegenüber Restrukturierungen als überlegene Strategie http://www.managementsite.com/479/Thought-Leaders-Wayne-Cascio-on-Responsible-Restructuring.aspx.

The Value Premium of Organic Growth

Die aktuelle Studie von McKinsey „The Value Premium of Organic Growth“ (2017) kommt zum gleichen Ergebnis. Hier wurde der Aktienkurs von 550 europäischen und amerikanischen Unternehmen über einen Zeitraum von 15 Jahren analysiert. Fazit: Die Unternehmen, die vermehrt auf organisches Wachstum setzen, liefern einen signifikant höheren Return für die Anleger, als solche, die primär auf Übernahmen, also auf anorganisches Wachstum setzen http://www.mckinsey.com/business-functions/strategy-and-corporate-finance/our-insights/the-value-premium-of-organic-growth. „Langfristig und über alle Industrien hinweg steigt die Shareholder-Wertgenerierung (Entwicklung des Börsenkurses plus Dividendenzahlungen) stetig mit steigenden Wachstumsraten. Anleger lieben Wachstum und werden dafür belohnt.“ (Handschuh et al. 2014, S. 302).

Der optimale Wachstumskorridor liegt zwischen 10 und 25 Prozent p.a.

Die empirische Studie „Optimales Wachstum“ von A.T. Kearney hat über einen Zeitraum von 12 Jahren untersucht, welchen Einfluss verschiedene Wachstumsraten auf den Shareholder Return haben. Ergebnis: Es gibt eine optimale Wachstumsspanne für Unternehmen, die zwischen 10 und 25 Prozent jährlich liegt. In dieser Spanne entstehen solide Wertgenerierung und die höchste durchschnittliche Profitabilität. Liegt das Wachstum hingegen unter 10 Prozent, bleiben Profitabilität und Wertsteigerung unter den Möglichkeiten. Viele Unternehmen in den gesättigten europäischen Märkten haben sich dennoch auf solch niedrige Wachstumsraten eingerichtet. Liegt das jährliche Wachstum über 25 Prozent, steigt zwar die Wertgenerierung, doch die Profitabilität sinkt. Denn es braucht große Anstrengungen, die wachsende Zahl der Mitarbeiter zu integrieren und Prozesse wie das Qualitätsmanagement zu sichern. (www.atkearney.at/…)

„Wachstum wird insbesondere durch innere Faktoren der Unternehmen gehemmt.“ – Dr. Anja Henke

Jedes Unternehmen ist ein Wachstumsunternehmen

Wichtig dabei zu wissen: Die Möglichkeit zu höherem Wachstum steckt in allen Unternehmen, unabhängig von deren Alter, Größe und Branche. Entsprechend dem Gesetz des überproportionalen Wachstums nach Robert Gibrat (1931) sind Wachstum und Größe eines Unternehmens unabhängig voneinander. Großunternehmen haben demnach im Schnitt die gleichen Wachstumschancen wie mittelgroße oder kleine Betriebe (ausführlich dazu mein Buch: „Wachstum in gesättigten Märkten“, Anja Henke, Springer Gabler 2015).

Wachstum ist Ausdehnung Grundsätzlich ist Wachstum ein expansiver Prozess. Dieser beginnt mental, also mit einer Idee oder Vision. Dabei werden Probleme gelöst, die bis dato für unlösbar galten (z.B. Entwicklung von Flugzeugen) oder Möglichkeiten geschaffen, über die zuvor nicht nachgedacht wurde (z.B. Entwicklung des Smartphone). Wachstum eröffnet also neue Möglichkeiten für Menschen und dehnt bisherige Grenzen aus. Viel Etabliertes wird dabei irrelevant.

Wachstum baut Brücken in die Zukunft Wachstum erweitert also Komfortzonen und verlangt zugleich – jenseits etablierter Wohlfühlbereiche – Schritte in Neuland. So bauen die Ideen, die dem Wachstum zugrunde liegen, Brücken in die Zukunft. Je stärker und breiter diese Brücken sind, umso mehr Menschen können darüber gehen. Das Schaffen von Zukunftsperspektiven durch Wachstum halte ich für eine der nobelsten Führungsaufgaben, eine, für die es sich lohnt, neue Wege zu gehen.

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Dr. Anja Henke, Unternehmenswachstum

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