Was bringt das neue Jahr? Mit dieser Frage befassen sich Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Astrologie, … Viele Szenarien werden gerechnet und Vermutungen angestellt. Die Antworten fallen unterschiedlich aus. Die Unsicherheit ist groß in Zeiten der Krise. Doch es gibt eine einfache Antwort auf diese Frage: Das neue Jahr bringt das, was wir daraus machen. Hier sind einige Gedanken, die für Erneuerung und eine kraftvolle Zukunft werben.

 

„Wird‘s besser? Wird’s schlimmer?‘ fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.“ – Erich Kästner

Überraschend oder vorhersehbar

Die Krise, die wir durch das Coronavirus erleben, erscheint vielen unvorhersehbar. Wie aus dem Nichts, aus China, erreichte uns die Pandemie Anfang 2020. Sie traf uns unvorbereitet. Im Business nennt man es einen „schwarzen Schwan“, ein Ereignis, das ohne Vorwarnung auf „unschuldige“ Unternehmen und Bürger trifft.

Doch Warnungen vor einer Pandemie hatte es zuhauf gegeben, zuletzt von der WHO im Bericht „A World at Risk“ im September 2019. Zugleich gab und gibt Pandemien, etwa AIDS, EBOLA, SARS. Doch diesmal ist nicht nur das ferne Afrika oder Asien betroffen, nicht nur einzelne Bevölkerungsgruppen, sondern alle Menschen und die ganze Welt.

Nun herrschen Unsicherheit, Angst, gar Panik. Doch ist die Emotionalität so hoch wegen der Gefahr des Virus – mit einer Sterblichkeit von rund 2 Prozent? Oder ist der Grund eher in Überraschung, Hilflosigkeit, dem Verlust von vermeintlicher Sicherheit und der Illusion der eigenen Unantastbarkeit zu finden?

Für die Zukunft wird es notwendig sein, vorhandene und drohende Veränderungen früh anzugehen, statt diese zu ignorieren, schönzureden oder zu verdrängen. Dann hätte Big Pharma schon vor langer Zeit intensiver an Virus-Vakzinen geforscht. Dann gäbe es schon lange grundlegende Hygienekonzepte. Dann sähen viele Lieferketten anders aus. Dann wären schnelle, abgestimmte Reaktionen zur Eindämmung der Pandemie möglich gewesen.

 

Angst oder Enthusiasmus

Nun erleben wir nicht nur eine Pandemie des Coronavirus, sondern auch eine Pandemie der Angst. Die Angst ist allgegenwärtig. Manche sprechen gar von einem Feldzug der Angst, der durch die Medien forciert wird. Denn es dominieren furchterregende Geschichten der Krise. Die Geschichten der Heilung und der positiven Veränderungen kommen viel zu kurz.

Trotz aller Präsenz wird die Angst oft verleugnet. Davon verschwindet sie jedoch nicht, sondern findet andere Formen, um sich zu zeigen, etwa in Rückzug, Aggression oder dem gedankenlosen Folgen vermeintlicher Heilsbringer.

So leben wir Menschen, viele Menschen, in einem chronischen Zustand von „Kämpfen oder Flüchten“. Das macht Stress – und das macht krank. Daher ist es heute wichtiger denn je, mit der Angst konstruktiv umzugehen.

Wenn wir die Angst als Boten sehen, der uns auf Risiken hinweist, ist ein erster wichtiger Schritt getan. Dann können wir hinschauen und Risiken abbauen.

Ebenso wichtig ist es, die andere Seite der Angst zu sehen; denn Emotionen haben eine polare Natur. Die andere Seite der Medaille ist der Enthusiasmus. Daraus werden Chancen erkennbar. Wem das mit dem Enthusiasmus zu weit gesprungen ist, der kann sich zunächst der Zuversicht und dem Optimismus widmen.

 

Technische oder emotionale Resilienz

Gerade in der Krise braucht es Resilienz, also die Fähigkeit, Schwierigkeiten ohne anhaltende Blessuren zu überstehen. Dabei lassen sich zwei Dimensionen unterscheiden: (1) die Fähigkeit, Krisen zu vermeiden und (2) die Fähigkeit, Krisen emotional zu verarbeiten.

Das Bemühen unserer technologiegeprägten Welt war stark darauf gerichtet, Krisen zu vermeiden. Damit waren wir relativ erfolgreich, etwa mit Vorhersagen für den Fall von Naturkatastrophen oder Medikation bei Krankheiten. Wirtschaftliche Krisen beherrscht die westliche Welt recht gut, etwa die Finanzkrise von 2008 oder das Platzen der Internetblase 2001; beide führten nicht zu Massenverarmung, Not und Hunger.

Bei alldem hat die Fähigkeit zum emotionalen Verarbeiten von Krisen gelitten. Das mag an einem Mangel an Übung liegen. Doch ebenso fehlen uns in der Breite emotionale Kompetenzen. So wird Sicherheit im Äußeren, im Materiellen gesucht, was jedoch bröckelig ist. Das Entwickeln von innerer Stärke, früher durch die Religion getrieben, ist uns in weiten Teilen abhandengekommen.

Statt in Ersatzhandlungen wie Social Media oder Netflix zu flüchten, wäre es hilfreich, zusätzlich zum äußeren einen inneren Radar aufzubauen. Dabei hilft das Wissen um Stärken und kreative Schöpferkraft sowie Eigenverantwortung – das Schicksal in die eigenen Hände nehmen, statt anderen diese Last aufzubürden. Dabei sind wir nicht auf uns allein gestellt, sondern können zusammenarbeiten und uns gegenseitig unterstützen.

 

Shutdown oder Open-Up

So sind wir in der Krise fürwahr auf uns selbst geworfen, auf unser Inneres. Der Shutdown forciert dies und wird von vielen Menschen als (emotionale) Gefahr gesehen. Dabei kann er eine große Möglichkeit sein.

Zuvor, im hektischen Alltag, ging es reflexartig vom Reiz zur Reaktion, stets auf gewohnten und bewährten Bahnen. Das Bekannte und Traditionelle wurde dabei wieder und wieder verstärkt, bewusst oder unbewusst. Erst das nun erzwungene Innehalten öffnet den Spalt des (Nach)Denkens, der Reflexion, aus dem heraus Neues überhaupt erst wachsen kann.

Daher ist der Shutdown die Chance – oder Aufforderung – für das Innehalten und die Innenschau. Wer den Geist in ruhig Bahnen lenken kann, der wird Lösungen für die Zukunft finden. Dann wird aus dem Shutdown ein Open-Up der Erneuerung und Kreativität.

Das Chaos, das auf diese Weise durch die Krise entsteht, ist eine Voraussetzung für die Erneuerung. Altes weicht, Neues entsteht. Das ist das Wesen der Veränderung.

 

„Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können“. – Friedrich Nietzsche

 

Wir alle wissen von der Theorie her, dass echte Veränderung von Innen kommt. Diese Zeit zeigt uns, was das wirklich bedeutet.

Einsam sein oder allein sein

Das führt logisch zur viel diskutierten Einsamkeit, die oft mit Alleinsein verwechselt wird.

Einsam sein ist das subjektive Wahrnehmen einer Diskrepanz zwischen gewünschten und tatsächlich vorhandenen sozialen Beziehungen. Manche Menschen fühlen sich trotz großem Netzwerk einsam. Auch viel Aktivität in Social Media kann zu Einsamkeit führen, da die Kontakte kaum Wirklichkeit oder Tiefe haben.

Alleinsein dagegen ist selbst gewählte Ruhe, als Ausgleich zu den vielen Aktivitäten, in die wir tagein tagaus eingebunden sind. Das ist die Seite der Medaille, die vielerorts zu kurz gekommen ist in unserem ach so produktiven Leben. Alleinsein kann eine Zeit der Stille und des Nachdenkens sein, wichtig zum Schöpfen frischer Kraft und neuer Ideen.

Das soll das Alleinsein nicht verherrlichen, ganz besonders nicht im Angesicht von kranken Menschen, die allein sterben müssen. Das ist unmenschlich. Hier richtet die Krise durch das Coronavirus den Scheinwerfer auf Missstände, die es schon lange gibt. Wie viele alte Menschen wurden abgeschoben und alleingelassen, lange vor der Pandemie? Hier braucht es Veränderung, sowohl in der Medizin, in der Tod nicht vorkommt, als auch in unserer Haltung.

Wir dürfen vor dem Tod nicht weglaufen. Er holt uns so oder so ein.

 

Unsterblich oder doch sterblich

Auch wenn es nun Impfungen gibt, ist allen klar geworden, dass auch die beste Technologie uns nicht unsterblich macht. Das war eine Illusion, die uns vom Coronavirus genommen wurde.

Menschen sterben. Das ist die Natur des Körpers. In Deutschland sind 2019 im Schnitt täglich rund 2.600 Menschen gestorben. Doch das wurde elegant verdrängt. Der Tod war ein Tabu. Nun ist er Tod präsent und wir sind gefordert, uns mit ihm auseinander zu setzen.

Auch das wirft uns auf uns selbst zurück. Vielleicht ist das Innehalten aus diesem Grund für viele Menschen so schwer. Doch die Auseinandersetzung mit unserer Endlichkeit birgt das Potenzial für inneren Frieden. Wir können mit mehr Weisheit wählen, was wir tun und lassen, wie wir leben wollen. Wir können anderen Menschen mit mehr Güte und Verständnis begegnen, denn hier sind wir alle gleich. Wir können das Hier und Jetzt mehr genießen und jeden Moment des Lebens in vollen Zügen schätzen.

 

Herrscher der Natur oder Teil der Natur

Was wir damit auch sehen ist: Wir als Menschen sind nicht Herrscher der Natur, wir sind Teil der Natur. Wir brauchen die Natur, unser Umfeld, um zu überleben.

Dieses Überleben hängt von fragilen Gleichgewichten ab. Breiten sich Mikroben von Tieren hin zu Menschen aus oder nicht? Gelangt ein Virus in die ganze Welt oder nicht? Variiert die Temperatur auf dem Globus oder nicht? Erhalten wir unsere Lebensgrundlage oder nicht?

Diese Erkenntnis ist eine klare und deutliche Aufforderung für mehr Respekt und für neues Handeln. Das gilt für uns alle – und besonders für die Wirtschaft.

 

Lineare oder zirkuläre Geschäftsmodelle

In der Wirtschaft dominieren heute nach wie vor lineare Geschäftsmodelle und damit eine Wegwerf-Mentalität. In den Prozess gehen Rohstoffe ein, die wir aus der Natur gewinnen. Diese werden verarbeitet und es entsteht ein Produkt. Das wird benutzt und weggeworfen. Wenn es gut geht, wird ein Teil davon wiederverwertet.

Wohin uns das führt, zeigt die Natur. Der Verlust von Biodiversität ist enorm. Den globalen Anstieg der Temperatur kaum wir kaum noch – nicht mehr? – verhindern.

Aber halt, es gibt einen Weg heraus aus der Krise – und der heißt nicht Verzicht. Der erfordert ein strategisches Umdenken hin zu zirkulären Geschäftsmodellen. Eine solche zirkuläre Wirtschaft eröffnet zugleich die Chance einer umfassenden Selbsterneuerung, gerade für viele etablierte Unternehmen jenseits vom Zenit der Wachstumskurve. Daraus lassen sich neuen Wellen von Wohlstand erzeugen. Das muss jetzt schnell gehen. Dann kann ein geordneter Übergang in neue Paradigmen gelingen.

 

Hierarchie oder (mehr) Parität

Hand in Hand mit neuen Strategien geht die Erneuerung von Systemen und Strukturen in der Wirtschaft, denn viele haben schon lange nicht mehr funktioniert. Dazu gehört die Dominanz des Egos, das einseitige Verständnis von Macht und Kontrolle, ebenso die Art, wie Strategien entwickeln werden, nämlich meist in kleinen Kreisen Gleichgesinnter.

Diese Systeme und Strukturen bröckeln schon lange. Die Raten von Wachstum und Profit zeigen das, schon lange vor der Pandemie. Die schwindende Innovationskraft legt das offen. Die erodierende Motivation der Mitarbeiter spricht die gleiche Sprache.

Heute ist das hierarchiefreie Unternehmen als entgegengesetzter Pol in der Diskussion und an vielen Stellen in der Umsetzung. Der Weg dorthin erfordert ein hohes Maß an Weiterentwicklung und Eigenverantwortung. Nicht alle Unternehmen und Menschen wählen dies.

Andere und ganz pragmatische Möglichkeiten der Veränderung stehen offen, etwa Bottom-Up Prozesse, Kooperationen über Ebenen, Abteilungen und Unternehmensgrenzen hinweg, Befähigung von Menschen, Einsatz unterschiedliche Meinungen.

Eine neue Balance der formalen Macht mit Parität und Miteinander ist gefragt. Sonst blockieren wir uns selbst, unsere Kreativität und Motivation. Beides brauchen wir für den Weg aus der Krise.

 

Gegeneinander oder miteinander

Gerade jetzt wird der Wert des Menschen deutlich. Der Wert des menschlichen Lebens. Der Wert der menschlichen Interaktion. Der Wert des menschlichen Beitrags.

Das Miteinander war vor der Krise verbesserungswürdig. Es war oft eher ein gegeneinander, sichtbar in den Unternehmen durch (mangelhafte) Diversity und Inklusion.

Miteinander wird ein Leitmotiv in der Zukunft sein. Vielleicht ist es sogar ein entscheidender Engpassfaktor, der, wenn bewältigt, neue Zyklen des Erfolgs eröffnet.

Nur gemeinsam wird es uns Menschen gelingen, unser Einschätzungsvermögen zu nutzen, um bessere Entscheidungen als in der Vergangenheit zu fällen.

 

„Das Leben übersteigt die einzelne Person in Formen der gegenseitigen Abhängigkeit, die wir alle lernen sollten zu bejahen, auch wenn dieser Zustand im Moment bedrohlich erscheinen mag.“ – Judith Butler

 

Wir müssen umdenken.

Hier schließt sich der Kreis. Das kleine Virus fordert uns auf – zwingt uns – zum Innehalten. Aus dem Raum der Reflexion heraus sind neue Strategien, Strukturen, Innovationen zugänglich. Diese weisen den Weg in eine Zukunft, die von innerer Stärke, Verantwortung, Miteinander, Wertschätzung und Weitsicht getragen ist.   

Es ist an uns Menschen, Neues zu erschaffen und ins Leben zu bringen.

 

Verlierer oder Gewinner

Die Natur unserer beschränkten Wahrnehmung führt dazu, dass wir während der Krise die Zerstörung stärker wahrnehmen als die Entstehung des Neuen. Zu starkes Festhalten am Alten vergrößert aber die Probleme nur, weil es die Erneuerung behindert, ohne das Wohlbekannte bewahren zu können.

Es stimmt, die Verluste der Wirtschaft sind hoch. Es gibt viele Verlierer, gerade die Unternehmen, die gezwungen sind, ihre Tore zu schließen. Entsprechend hat die Zuversicht der Menschen in Deutschland einen Tiefpunkt erreicht.

Nun kann jeder sich die Wunden lecken, was legitim und auch erforderlich ist. Das ist ein Teil der Innenschau und Reflexion, die durch den Shutdown forciert wird.

Danach ist es jedoch gut, wieder aufzustehen, in die Hände zu spucken und Wege zu suchen, um das Business und Leben am Laufen zu halten – oder wieder zum Laufen zu bringen. Es gibt auch Gewinner und vieles, was in der Krise gut funktioniert. Das kann und sollte uns Inspiration sein.

Wohin schauen wir? Auf den vermeintlichen Verlust des Alten oder auf das Neue? Auf die Verlierer oder Gewinner? Unsere innere Ausrichtung zählt.  

 

Absturz oder Erneuerung

Das Jahr 2021 kann somit ein Sturz ins Bodenlose werden – oder es kann Tore zur Erneuerung und einer besseren Zukunft eröffnen. Besonders Gewicht haben die Entscheidungen unserer Vorbilder und Anführer in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik. Die aktuellen Vorfälle rund um das Capitol in Washington / USA sind ein Sinnbild dafür.

Im Moment herrscht noch die Angst, die den Verstand vernebelt. Das führt zum Festhalten an alten Gewohnheiten und Strategien, zum Nachplappern von Dogmen ohne Substanz, sogar zu Gewalt.

Doch es gibt einen anderen Weg aus der Krise, den Weg der Erneuerung, der mutig auf Stärken und Innovation baut, geboren aus der Kreativität der Menschen und dem Miteinander.

Die Entscheidung dafür, welchen Weg wir wählen, liegt bei uns allen, ganz individuell. Jeder Mensch kann zu einem Licht in dieser dunklen Zeit werden. Jede Stimme zählt. Jeder Beitrag ist wichtig, um eine attraktive Zukunft zu gestalten, eine Welt und Wirtschaft, in der das Leben Freude bereitet.

Dr. Anja Henke, Unternehmenswachstum

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