Um erfolgreich zu wachsen, benötigen Unternehmen kritische Kompetenzen, insbesondere in den Feldern Business, Technologie und Data Science. Eine groß angelegte Untersuchung zeigt, welche Regionen der Welt und welche Branchen wo stark sind. Zugleich wird deutlich, welche Herausforderungen anzugehen sind. Als Land hat Europa eine starke Position, als Branche die Telekommunikation. Und es gibt reichlich Handlungsbedarf.


 

Die vierte industrielle Revolution fordert neue Kompetenzen

Wir leben inmitten der Vierten Industriellen Revolution. Die Technologien entwickeln sich mit enormer Geschwindigkeit, insbesondere die Digitalisierung und Automatisierung. Ob das die Arbeitsplätze bedroht, wird kontrovers diskutiert. Was sicher ist: Die Wirtschaft verändert sich in ungeahntem Ausmaß. Damit verändern sich natürlich auch die Arbeitsplätze. Insbesondere ändern sich die Kompetenzen, die für den Erfolg in dieser neuen Form des Wettbewerbs erforderlich sind. Eine Umfrage des Weltwirtschaftsforums unter Führungskräften ergab, dass sich aus deren Sicht 42% der Kernkompetenzen in der Wirtschaft bis 2022 erheblich verändern werden. Die Zeit für Veränderung ist knapp.

Kompetenzen sind auf allen Ebenen gefragt

Um den Übergang von der alten in die neue digitale Welt zu meistern, müssen Arbeitnehmer, müssen Menschen sich weiterbilden und weitergebildet werden. Das gilt insbesondere in den Bereichen Data Science, Business und Technologien. Das ist für alle Beteiligte von hoher Bedeutung, für die Unternehmen, die Gesellschaft, die Regierungen und öffentlichen Institutionen, ebenso für jeden einzelnen. Denn vom Aufbau der kritischen Kompetenzen hängt es ab, wer in der sich wandelnden Wirtschaft erfolgreich sein wird.

Kompetenzen in Business, Technologie, Data Science

Um die Ausprägung erfolgskritischer Kompetenzen zu messen, gibt es eine große Datenbank. Darin sind rund 38 Millionen Lernende mit ihrem Verhalten in der Weiterbildung erfasst. Aus diesem weltweit einmaligen Datenbestand ist der „Coursera Global Skills Index“ entstanden. Dieser zeigt die Ausprägung erfolgskritischer Kompetenzen in Business, Technologie und Data Science in 60 Ländern und 10 Branchen. Denn genau diese drei Bereiche sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren für Wachstum und Innovation in dieser Zeit des Umbruchs.

Die Ergebnisse des „Coursera Global Skills Index“ sind hoch interessant und geben Orientierung für das Handeln in den Unternehmen wie auch den öffentlichen Institutionen. Dies gilt für die Länder im weltweiten Vergleich wie auch für die Branchen der Wirtschaft.

Kompetenzen für Wachstum fehlen weltweit

Die Kompetenzen sind in der Welt äußerst heterogen verteilt, mit manchen Überraschungen.

BIP und Kompetenzen korrelieren. Das BIP korreliert mit dem Vorhandensein von Kompetenzen in einer Volkswirtschaft. Dies bedeutet, dass Länder mit einem höheren Niveau an Kompetenzen eine bessere Wirtschaftsleistung erbringen. Zugleich ist die Gefahr der Disruption des Arbeitsmarktes durch Digitalisierung und Automatisierung geringer. Im Umkehrschluss stehen Länder mit einem geringeren Niveau der Kompetenzen vor Risiken wie Wachstumsschwäche, globalem Rückstand und großen gesellschaftlichen Spannungen.

Kritische Kompetenzen fehlen. Die gesamte Welt der Wirtschaft gerät derzeit in Verzug beim Aufbau kritische Fähigkeiten. Insgesamt leben zwei Drittel der Weltbevölkerung in Ländern, die in Sachen Kompetenzen hinterherhinken. Länder, deren Wirtschaft sich in Entwicklung befindet und die weniger in Bildung investieren können, weisen die größten Kompetenzdefizite auf. Die Länder dürfen jedoch nicht in einen Topf geworfen werden. Gerade Länder wie Chile, Ungarn oder Rumänien liegen in einigen Feldern weit vorne.

Europa ist führend die USA liegen zurück, andere Regionen sind heterogen. In Europa sind kritische Kompetenzen im weltweiten Vergleich gut ausgeprägt. Die institutionellen Investitionen in Bildung zahlen sich also aus. Gerade Länder wie Finnland, die Schweiz, Österreich, Schweden, Belgien, Norwegen, die Niederlande und Deutschland haben in allen drei Bereichen – Business, Technologie, Data Science – die Nase vorn.

Das gilt jedoch nicht für alle Länder in Europa. Einige weisen Defizite auf, etwa die Türkei, die Ukraine oder Griechenland.

Einige der sonst führenden Länder überraschen mit einer mittelmäßigen Leistung in Sachen Kompetenzen. Die USA bewegen sich im Mittelfeld und sind in keinem der drei Bereiche Business, Technologie, Data Science führend.

In der Region Asien-Pazifik, im Nahen Osten und in Afrika sowie in Lateinamerika sind die Kompetenzen sehr ungleich verteilt. Das liegt an den großen wirtschaftlichen und kulturellen Unterschieden in diesen Regionen.

Die Bedeutung der Kompetenzen ändert sich. Es wird derzeit mehr in Bildung für den Aufbau von Kompetenzen in Technologie und Data Science investiert, weniger in Business. Es ist jedoch äußerst wichtig, gerade das Wissen über Business weiter lebendig zu halten, denn nur damit lassen sich Technologie und Data Science in attraktive Geschäftsfelder verwandeln und die passsenden Strategien für Wachstum entwickeln.

Produzierendes Gewerbe stark, Finanzbranche schwach

Auch in den Branchen sind die Kompetenzen unterschiedlich ausgeprägt. Die Stärken im Produzierenden Gewerbe stechen hervor, ebenso die Schwächen im Feld der Finanzen.

Die Technologiebranche ist im eigenen Kernbereich Data Science führend. Allerdings fehlen hier Business-Kompetenzen, insbesondere über Führung, Kommunikation und Marketing.

Das Produzierende Gewerbe zeigt Resilienz und stabile Kompetenzen. Die Branche hat das digitale Zeitalter für sich genutzt und den Wandel gemeistert. Die Branche führt in Sachen Kompetenzen in Business und Technologie. Hier sind Kompetenzen in Data Science weiter zu stärken.

Die Telekommunikation rangiert durchweg an der Spitze. Dies ist die einzige Branche, die in allen drei Bereichen – Business, Technologie und Data Science – durchgehend Top 3 ist. Mobile Plattformen sind Standards für die Kundeninteraktion geworden.

Die Finanzenbranche überrascht mit unterdurchschnittlichen Kompetenzen. Trotz des hohen Strebens nach digitaler Transformation und vielen Investitionen rangiert das Finanzwesen in den Bereichen Business und Data Science hinteren Feld, in Sachen Technologien im Mittelfeld.

Unter dem Strich ist keine Branche in allen drei kritischen Kompetenz-Bereichen führend. Der weitere Aufbau von Kompetenzen steht also für alle Branchen und Unternehmen an, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Was tun – Investition in Kompetenzen dringend gefragt

Gerade in den sich entwickelnden Ländern sind höhere Investitionen in Bildung dringend erforderlich. Sonst wird die Ungleichheit der Kompetenzen zu weiteren weltweiten Verwerfungen führen. Hier sind besonders die Regierungen und öffentlichen Institutionen gefordert. Die Digitalisierung öffnet auch für diese Länder den Zugang zu wertvollen Kompetenzen und damit zu enormen neuen Wachstumsmöglichkeiten.

Auch in den USA sind Investitionen in erfolgskritische Kompetenzen erforderlich. Trotz der starken Position als Innovator und dem Cluster Silicon Valley braucht es hier ein Aufholen, ebenso den Angleich der unterschiedlichen Regionen. Sonst drohen in diesem Land große innere Spannungen.

Europa sollte das vorhandene starke Kompetenz-Fundament nutzen, um die Wirtschaft voranzutreiben und auch in den Feldern der Technologie und Data Science führende Unternehmen hervorbringen. Hier liegt das Potenziale für eine auch in Zukunft starke globale Position. Allerdings ist dafür ein Paradigmenwechsel weg vom Bewahren hin zum Erneuern notwendig.

Gerade die Unternehmen sollten darauf achten, dass alle erforderlichen Kompetenzen vorhanden sind: Technologie, Data Science und Business. Aktuell findet eine große Aufholjagd in technischen Kompetenzen statt. Ohne Business-Wissen bleiben diese jedoch wertlos. Die Unternehmen müssen selbst prüfen, wie die eigenen Kompetenzen in Business, Technologie und Data Science ausgeprägt sind, um die richtigen Investitionen vorzunehmen. Denn auf die Balance kommt es an.

Ausblick

Kompetenzen, Wissen, Fähigkeiten sind kritisch für den wirtschaftlichen Erfolg, gerade heute in Zeiten der Digitalisierung und Automatisierung. Das gilt für Länder und Regionen, für Branchen und Unternehmen, für jeden einzelnen Menschen. Europa besitzt bereits eine starke Position und sollte diese weiter als Quelle für Innovation nutzen. Dafür braucht es eine Haltung, die der Veränderung offen gegenübersteht. Die Branchen und Unternehmen müssen die eigenen Kompetenzen nicht nur im Blick haben, sondern gezielt in Aus- und Weiterbildung investieren. Denn nur das sichert ein dauerhaft starkes Fundament für Wachstum und Erfolg.

Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.coursera.org/gsi/executive-summary/

Dr. Anja Henke, Unternehmenswachstum

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