Der Wahlkampf geht in seine heiße Phase. Oder sagen wir besser: Der Wahlkampf geht in seine finale Phase. Bei allen Dogmen und Meinungen helfen Zahlen. Wer führt diesen Wahlkampf? Wer bestimmt die Inhalte? Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen? Welche Konsequenzen hat das für Wachstum und Wohlstand in unserem Land? Nach allem, was die Zahlen sagen, steht eine strategische Neuausrichtung für Deutschland dringend an.

 

Wer uns regiert

Wie sieht eigentlich die Gruppe von Menschen aus, die politisch aktiv ist? Was frappierend ist, ist die Altersstruktur der Parteimitglieder. Am jüngsten sind Grüne und FDP mit einem Durchschnittsalter von 50 bzw. 54 Jahren. CDU, CSU, SPD und Linke liegen mit 59 bzw. 60 Jahren deutlich darüber. Das Durchschnittsalter ist natürlich nicht die reale Altersstruktur. Dennoch lassen diese Zahlen Schlüsse zu.

Was wir Wähler damit zu tun haben

Die Zahlen der Parteimitglieder „passen“ gut zu denen, die durch ihre Stimmzettel über die zukünftige Regierung entscheiden. Die über 60-Jährigen stellten schon 2013 etwas mehr als ein Drittel der Wahlberechtigten in Deutschland; dazu kamen rund 20% im Alter zwischen 50 und 59 Jahren. Gleichzeitig beteiligen sich Ältere stärker an Wahlen, als die Jungen das tun. Es ist also nur logisch, dass sich die Parteien auf ihre Wählergruppen – ihre „Kunden“ – ausrichten.

 

„Ältere Wähler beeinflussen immer stärker den Wahlausgang.“
– Demografie-Portal

 

Die Top-Wahlkampfthemen

Top-Wahlkampfthema ist die Rente / Altersvorsorge, direkt gefolgt von sozialer Sicherheit, Schutz vor Verbrechen / Terror, Gesundheitsversorgung und Soziale Gerechtigkeit. Die gesamte Debatte dreht sich um Sicherheit – genau gesagt um versorgt werden. Das wird von Vater Staat erwartet. Auch Sorgen um die Zukunft und unseren Wohlstand spiegeln sich in den Themen wieder, etwa mit Bildung / Erziehung, Einwanderung / Flüchtlinge und Umwelt / Energie(-wende).

Eine Parallele in der Wirtschaft: Unternehmensinhaber

Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen? Eine interessante Parallele findet sich in der Altersstruktur der Inhaber mittelständischer Unternehmen. Über 1,3 Mio. Unternehmensinhaber sind 55 Jahre oder älter (2015). Der steigende Altersdurchschnitt ist nicht nur ein Nachfolge-Thema, sondern wirkt sich auf die unternehmerischen Aktivitäten aus https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Fokus-Volkswirtschaft/Fokus-Nr.-92-April-2015.pdf.

  1. Weniger Investition: Die Neigung zu investieren sinkt in den Unternehmen mit zunehmendem Inhaberalter.
  2. Erhalten statt Erneuern: Investitionen älterer Inhaber dienen besonders der Pflege des Kapitalstocks.
  3. Substanzverlust: Je älter der Inhaber, desto wahrscheinlicher ist der Substanzverlust; der Wertverlust ist höher als die Neuinvestitionen.
  4. Pessimistisch: Ältere Unternehmer sind deutlich pessimistischer als jüngere, besonders die über 60-Jährigen.
  5. Weniger Innovationen: Die Wahrscheinlichkeit für Innovationen sinkt.

 

 „Demografischer Trend bremst Investitionen: Ältere Unternehmer fahren auf Verschleiß“
– KFW.de

 

In der Politik: Fokus auf Erhalten

Auch wenn Quer-Vergleiche kurz greifen, gibt es Hinweise, welche uns zu denken geben sollten. Politiker investieren durchaus. Die Investitionen fließen in das Erhalten, primär das Erhalten der Macht durch Wählerstimmen. Was die Regierenden in der aktuellen Legislaturperiode getan haben, ist Geschenke für Rentner verteilen, etwa die abschlagsfreie Rente mit 63, Rentenangleichung Ost/West, Mütterrente.

Die Finanzmittel fließen in die Erhaltung des Systems. Im Haushaltsentwurf 2018 des Bundes entfallen 173,5 Mrd. Euro auf Sozialleistungen. Im Vergleich dazu betragen beispielsweise die Investitionen in Bildung und Forschung 17,6 Mrd. Euro, die Verkehrsinvestitionen 14,2 Mrd. Euro und die Mittel für den Breitbandausbau 4,4 Mrd. Euro http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Pressemitteilungen/Finanzpolitik/2017/06/2017-06-28-PM20-bundeshaushalt-2018.html.

 

„Die Sozialleistungsquote – der Anteil der Sozialausgaben an den Gesamtausgaben – beträgt 2018 rund 51,5 Prozent. …. Die wichtigste Sozialleistung ist der Zuschuss des Bundes an die Gesetzliche Rentenversicherung. Er steigt zwischen 2018 und 2021 von fast 94 Mrd. Euro auf 103,4 Mrd. Euro an.“
– Bundeshaushalt 2018 (Bundesfinanzministerium)

 

Begrenzter Spielraum für Innovation und Veränderung

Die Kosten für die Erhaltung werden durch die demografische Entwicklung erheblich steigen. Der Spielraum für Innovation und Veränderung ist damit begrenzt und wird weiter sinken. Das ist eine bedrohliche Entwicklung für Wachstum und Wohlstand in Deutschland. Verschärft wird diese Bedrohung durch Unsicherheiten im Umfeld. Die Euro-Krise ist ungelöst und wird über die EZB mit der Notenbankpresse gelöst. Sobald die Zinsen steigen, schwankt das gesamte Konstrukt. Weitere Krisen drohen, dann weitaus verheerender als 2008.

 

„Our projections of public debt ratios lead us to conclude that the path pursued by fiscal authorities in a number of industrial countries is unsustainable. Drastic measures are necessary to check the rapid growth of current and future liabilities of governments and reduce their adverse consequences for long-term growth and monetary stability.“
– The future of public debt 2010 (http://www.bis.org/publ/work300.pdf)

 

Strategische Neuausrichtung für Deutschland

Diese Daten legen nahe, dass eine strategische Neuausrichtung für Deutschland erforderlich ist, für das gesamte System, in dem wir uns eingerichtet – es uns gemütlich gemacht – haben. Auf dem aktuellen Weg binden wir unsere Hände. Die Knoten werden jeden Tag enger.

Im Unternehmen würde man die Nachfolgeplanung und Strategieentwicklung angehen, um die Kosten in den Griff zu bekommen und Zukunftsperspektiven zu schaffen. Bleibt diese Neuausrichtung auf der politischen Ebene aus, werden entweder wir als Bürger immer mehr zu Kasse gebeten und / oder das gesamte System kollabiert. Beides führt zu Chaos und Verwerfungen in ungeahntem Ausmaß. Noch haben wir die Wahl, im buchstäblichen Sinne.

Dr. Anja Henke, Unternehmenswachstum

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