Träumen soll man nicht, sondern lieber realistisch sein. Das haben viele schon als Kind gelernt. Wer das nicht glauben wollte, den hat es später erwischt: Wer eine Vision hat, der sollte einen Arzt aufsuchen. Steht es so um die mentalen Kräfte in unserem Land? Oder wofür sind Träumen und eine Vision gut?

Vision

Eine Vision haben … In der rationalen Business-Welt ist das eine merkwürdige Aussage geworden. Viele bleiben lieber bei Zielen und Finanzkennzahlen. Doch das ist wenig inspirierend. Was ist eigentlich eine Vision? Das Wort ist dem Lateinischen entlehnt: Visio – Idee oder Vorstellung. In der Wirtschaft bezeichnet die Vision eine Vorstellung von der Zukunft und dient der langfristigen Ausrichtung des Unternehmens.

Wozu eine Vision entwickeln?

Die Vision dient sehr pragmatischen Zwecken. Sie macht es möglich, dass Menschen sich auf ein gemeinsames Ziel hin ausrichten – aus freier Wahl. Die Vision überwindet damit die Grenzen der autoritären Führung. Die Vision überwindet auch die Notwendigkeit der kleinteiligen Vorgabe dessen, was konkret auf dem Weg zu tun ist. Die großen Anführer unserer Geschichte haben es vorgemacht. Martin Luther King sah in seiner Rede „Ich habe einen Traum“ die Möglichkeit des gleichberechtigten, freien Miteinanders der Menschen aller Rassen und Religionen. Von Gewalt nahm er Abstand. Das sah – träumte – er inmitten einer Situation, die vielen hoffnungslos erschien.

 

„Ich habe einen Traum, dass sich eines Tages diese Nation erheben wird und die wahre Bedeutung ihrer Überzeugung ausleben wird: Wir halten diese Wahrheit für selbstverständlich: Alle Menschen sind gleich erschaffen.“ – Martin Luther King

Der Visionär

Eine Vision wird oft mit dem verbunden, der sie erdacht und ausgesprochen hat. Daher genießen Visionäre große Anerkennung – allerdings oft erst dann, wenn die Verwirklichung der Vision erkennbar wird. Vorher heißen solche Menschen auch mal Spinner oder Realitäts-Verleugner. Das sind sie zu Beginn auch und das müssen sie sein. Denn sonst könnte eine Vision nichts Neues in die Welt bringen. Der Visionär hat also keine Angst vor Spott und Widerstand.

 

„Wer keine Vision hat, vermag weder große Hoffnung zu erfüllen, noch große Vorhaben zu verwirklichen.“ – Thomas Woodrow Wilson

In den Unternehmen

Viele Unternehmen wurden und werden von Menschen mit visionären Talenten gegründet. Diese Menschen verwirklichen neue Ideen und finden die Kraft, auch bei Rückschlägen weiter zu gehen. Visionäre sind nicht unbedingt „einfache“ Menschen. Und doch finden sie viel Gefolgschaft, wenn die Idee Anziehungskraft hat und greifbar wird. Denn sie schaffen Möglichkeiten, auch für andere Menschen. Ein Beispiel ist Walt Disney, der viele Widerstände überwand, um Disneyland zu gründen. Seine Vision war es, einen Platz zu schaffen, an dem Kinder und Eltern gemeinsam Spaß haben können.

 

 “I could never convince the financiers that Disneyland was feasible, because dreams offer too little collateral.” – Walt Disney

 

Visionäre in Deutschland

Etliche Visionäre in Deutschland sind sehr bekannt, wie Robert Bosch, Reinhold Würth oder Rudolf-August Oetker. Andere sind eher verborgen, etwa Gerd Krick (Fresenius) oder Wolf und Sabine Herold (DELO). Verliert ein Unternehmen seinen Visionär, etwa wenn dieser in Rente geht, so ist das Unternehmen in großer Gefahr, denn die Erneuerung kann abhandenkommen. Ein Beispiel, bei dem diese Gefahr gebannt ist, ist Viessmann: Maximilian Viessmann ist dabei, das Unternehmen auf eine neue Kurve der digitalen Erneuerung zu bringen.

 

Fallbeispiel

Ein Unternehmer hatte ein erfolgreiches Technologieunternehmen aufgebaut. Als er verstarb, übernahm seine Witwe das Unternehmen und legte es in die Hände von zwei loyalen Geschäftsführern. Das Unternehmen entwickelte sich gut weiter, bis es an eine Umsatzgrenze stieß, die wie magisch nicht zu überwinden war. In der gemeinsamen Analyse mit der Witwe wurde deutlich, dass ihr verstorbener Mann das Unternehmen bis zu genau diesem Punkt „gedacht“ hatte. Die Lösung lag darin, die Vision für das Unternehmen neu und größer zu gestalten, um weiteren Chancen Raum zu geben. Danach konnte das Unternehmen in die nächste Größenordnung wachsen.

 

Wie Sie eine Vision entwickeln

Für Unternehmen lohnt es sich also, eine Vision zu entwickeln. Dazu gehören Mission und Werte, also wie sich die Vision im täglichen Handeln ausdrückt und nach welchen Leitlinien die Umsetzung erfolgen soll. Eine Vision entwirft ein erstrebenswertes Bild von der Zukunft, das zum Handeln motiviert. Die Vision kann auch Grund sein, durch Schwierigkeiten zu gehen und Opfer zu bringen. Die Vision sollte folgende Eigenschaften haben:

  1. Vorstellbar: Ein Bild davon, wie die Zukunft aussieht.
  2. Inspirierend: Neue Möglichkeiten, die über das Heute hinauswachsen.
  3. Erstrebenswert: Es ist lohnend, sich auf den Weg zu machen.
  4. Machbar: Der Weg erscheint realistisch.
  5. Spezifisch: Es gibt ausreichend Informationen, um unterwegs passend zu entscheiden.
  6. Flexibel: Anpassungen auf sich ändernde Bedingungen sind möglich.
  7. Vermittelbar: Die Vision lässt sich leicht und in wenigen Minuten erklären.

 

„Um ein Geschäft erfolgreich zu führen, braucht ein Mann Imagination. Er muss die Dinge wie in einer Vision sehen, wie einen Traum des Ganzen.“ – Charles M. Schwab

Für Ihr Unternehmen

Sie haben bereits eine große Vision? Dann halten Sie diese im Unternehmen lebendig, indem Sie immer wieder darüber sprechen und Ihr Handeln daran festmachen. Sie wollen eine Vision für die gemeinsame Ausrichtung entwickeln, vielleicht auch für die Erneuerung des Unternehmens? Dann nutzen Sie Ihre Historie, die Chancen aktueller Veränderungen, die Impulse Ihrer Mannschaft und natürlich Ihre kühnsten Träume. Die Reaktionen der Menschen werden Ihnen spiegeln, wie inspirierend Ihre Vision ist.

 

Haben Sie Fragen? Wünschen Sie Unterstützung für die Entwicklung der Vision für Ihr Unternehmen? Sprechen Sie mich gerne an, a.henke@carpeviam.com. Ich freue mich darauf, mit Ihnen Zukunft zu entwickeln.

Dr. Anja Henke, Unternehmenswachstum

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