Jürgen Kopp war lange der ewige Zweite. Er hat Finals verloren, zwei Mal sogar die Champions-League. 2019 dann hat Jürgen Klopp seine Mannschaft FC Liverpool zum Champions-League-Sieg geführt und 2020 zur ersten Meisterschaft seit 30 Jahren. Gerade erhielt er die FIFA-Auszeichnung Welttrainer des Jahres – und das zum zweiten Mal. Und er wurde englischer Trainer des Jahres 2020. Jürgen Klopp genoss schon vor diesen Erfolgen höchste Wertschätzung und Bekanntheit, einen Ruhm, der sich auch um seine Art der Führung rankt. Darin stecken wertvolle Erkenntnisse, die für Manager und die Business-Welt Inspiration sein können.

Top-Manager Jürgen Klopp

Jürgen Klopp hat eine hohe Reputation. Das steht zweifelsfrei fest. Was viele nicht wissen: Bevor Jürgen Klopp zum FC Liverpool kam, wurden seine Qualitäten nach allen Regeln der Management-Kunst durchleuchtet. Denn Fußballklubs erreichen heute leicht Bewertungen von mehreren Milliarden Euro. Fußball ist ein globales Entertainment-Business, auch wenn das durch die Pandemie deutlich leidet. Daher ging es für den FC Liverpool bei der Auswahl von Jürgen Klopp um den weiteren Erfolg durch die richtige Besetzung der Top-Management-Position.

Führung, Erfolg, Marketing

Offensichtlich ist diese Durchleuchtung zu positiven Ergebnissen gelangt. Der Sieg des FC Liverpool in der Champions-League ist ein Triumph, in der Folge die Meisterschaft, ebenso die zweifache Auszeichnung von Jürgen Klopp als Trainer des Jahres.

Viele Qualitäten von Jürgen Klopp, die er für Führung, Erfolg und auch für Marketing einsetzt, sind direkt sichtbar, andere liegen eher im Verborgenen. Besser gesagt, diese Qualitäten liegen in seinen persönlichen Präferenzen, vermutlich auch einer gezielten Weiterentwicklung. Daher lohnt es sich, genauer hinzusehen. Denn von Jürgen Klopp ist ein Phänomen, vom dem auch Top-Manager wichtige Erkenntnisse mitnehmen können.

Hier ist eine Liste von 10 Qualitäten in der Führung von Jürgen Klopp. Diese erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder „Richtigkeit“, sondern soll zum Nachdenken über Führung anregen.

10 Qualitäten in der Führung

  1. Fachliche Brillanz und Autorität
    Jürgen Klopp ist unbestritten ein guter Fußballtrainer. Das hat er in seiner Historie in verschiedenen Vereinen bewiesen. Damit ist er groß geworden. Seine Taktiken werden bewundert und kopiert. Daraus entstehen seine fachliche Autorität und ein großer Teil der Bewunderung, die es für ihn gibt.
  2. Stetige Weiterentwicklung und Innovation
    Doch Jürgen Klopp ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus. Er sucht stetig die neuesten Ideen und Konzepte, lernt ständig weiter, baut Neues in seine etablierten Systeme ein. Er erdenkt den Fußball immer wieder neu. Er traut sich, Neues umzusetzen. So nutzt er innovative und anspruchsvolle Taktiken, beispielsweise die Viererkette oder das extreme Laufen, um dem Gegner den Ball abzujagen („Heavy Metall Fußball“).
  3. Innere und äußere Stabilität
    Der Erfolgsdruck im Fußball ist weitaus höher als der im Management. Denn die erbrachten Leistungen sind bei jedem Spiel gnadenlos transparent. Das passiert in der Saison 1-2 Mal pro Woche, statt wie im Management quartalsweise. Daher ist ein hohes Maß an innerer und äußerer Stabilität erforderlich, um mit diesem stetigen Leistungsdruck umzugehen.
  4. Klare Präsenz und Standpunkte
    Jürgen Klopp ist fast täglich im Licht der Öffentlichkeit. Dabei muss er stets hohen und oft äußerst unterschiedlichen Erwartungen gerecht werden. Er muss verschiedene Interessen balancieren, etwa Investoren, Spieler, Zuschauer, Funktionäre. Dabei ist er stets gefragt, eine Position zu beziehen und diese zu argumentieren. Im Idealfall wird er verstanden und sein Standpunkt akzeptiert.
  5. Emotionale Intelligenz
    Von Sachlichkeit ist Fußball oft weit entfernt. Gerade der FC Liverpool ist eine emotionale Mannschaft: „You never walk alone“. Damit muss Jürgen Klopp umgehen – und das nutzt er geschickt für sich und für die eigene Inszenierung. Der Umgang mit Emotionalität ist daher ein entscheidender Erfolgsfaktor. Das gilt im Business ebenso, insbesondere bei Veränderungsprozessen.
  6. Delegieren
    Jürgen Klopp ist in seinem Club für alles verantwortlich, ein Manager eben. Dennoch darf und kann er nicht in alle Details hineingehen. Er braucht einen guten Überblick über die entscheidenden Stellschauben. Und er braucht die besten Mitarbeiter, an der er die Arbeiten verlässlich delegieren kann. Diese Menschen muss er gewinnen, passend einsetzen und halten.
  7. Passsende Mitarbeiter gewinnen und zu Teams formen
    Genau das hat er bestens umgesetzt. Jürgen Klopp hat alle wichtigen Funktionen mit den besten Leuten besetzt. Bei der Auswahl seines Teams achtet er nicht nur auf fachliche Güte, sondern auch auf den Charakter. Er weiß, dass er nur mit einem starken Team gewinnen kann: „Together strong.“ Ihm ist an den Menschen gelegen und das spüren diese. Auf diese Weise führt er sehr heterogene Teams aus den unterschiedlichsten Kulturen zu Erfolgen der Weltklasse.
  8. Klarheit
    Die Güte der Beziehungen zu den Menschen steht nicht im Widerspruch zu seiner großen Klarheit. Jürgen Klopp erwartet stets und konsequent Höchstleistung von seinen Teams. Darauf achtet er und das wissen alle, die mit ihm arbeiten. Schöne Gewohnheiten bleiben seinen Leuten meist nicht lange erhalten, sei es im Training, bei der Ernährung oder bei neuen Methoden. Er erwartets stets höchste Disziplin und ebensolchen Einsatz.
  9. Entertainment
    Die Menschen wollen unterhalten werden, denn dann zahlen sie gerne. Auch dafür sorgt Jürgen Klopp. Er sagt: „Fußball ist Theater. Wenn wir kein überragendes Stück spielen, sitzen am Ende nur noch zwei Leute rum.“ Seine Schlagfertigkeit, sein Grinsen, seine Ausbrüche am Spielfeldrand sind alles Teile davon; hier sind natürlich die Emotionen maßgeblich. Damit die Show gut ist, optimiert Jürgen Klopp auch sein Äußeres, etwa Zähne und Haare.
  10. Marke und Positionierung
    In der Arbeiterstadt Liverpool positioniert Jürgen Klopp sich als „The Normal One“. Damit schafft er einen Kontrast zu einem seiner größten Kritiker, dem extravaganten Portugiesen José Mourinho. Jürgen Klopp positioniert sich damit auch als bodenständig, passend zu seinem Umfeld. Dafür mögen ihn die Fans. Das nutzt er natürlich zu seinem Vorteil, etwa über Werbeverträge oder als gefragter Redner bei Weltkonzernen.

Persönliche Präferenzen für den Erfolg

Es ist klar, dass diese zehn Qualitäten der Führung wie bei einer gut geölten Maschine ineinandergreifen, sich überschneiden, zusammenspielen. Dass dies möglich ist, hängt eng mit den persönlichen Präferenzen von Jürgen Klopp zusammen. Bei der Betrachtung seiner Art der Führung wird klar, dass er definitiv Pionier-Qualitäten hat. Denn er setzt immer wieder neue Regeln und damit Maßstäbe. Er ist darüber hinaus gut darin, diese Neuerungen öffentlichkeitswirksam zu vermarkten. Weiter ist Jürgen Klopp ein Menschen-Mensch, dem es immer wieder gelingt, die besten Spieler und Spezialisten um sich herum zu versammeln, aufzubauen, zu starken Teams zu formen. Das ergänzt er mit einer direktiven Qualität, die klar und konsequent sagt, wo es entlang geht und höchste Leistungsstandards einfordert.

Das nächste Kapitel?

Für Jürgen Klopp stellt sich die Frage: Was kommt nach dem FC Liverpool? Zwar gibt es Spekulationen, etwa zu einer möglichen Rolle als deutscher Bundestrainer. Was es konkret sein wird, wird die Zukunft zeigen. Es bleibt also spannend.

Dr. Anja Henke, Unternehmenswachstum

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